Dritter Innovationsgutschein an NRW-Wallonie Konsortium vergeben: Digitaler Zwilling für das Einstein-Teleskop

Die Vorbereitungen für die geplante Großforschungseinrichtung Einstein-Teleskop (ET) laufen auf Hochtouren und auch die regionale Wirtschaft wird erfolgreich in die Vorbereitung und technologische Entwicklung eingebunden. Eine weitere Innovationsprojektidee im Rahmen der grenzüberschreitenden Initiative ET2SMEs wird mit einem Gutschein über 50.000 Euro gefördert: Ein Konsortium aus dem Aachener Startup Terranigma Solutions GmbH und dem wallonischen Unternehmen Nirli SA arbeitet gemeinsam an der Entwicklung eines Level-of-Detail Algorithmus für die virtuelle Repräsentation von großen Einrichtungen wie beispielsweise dem Einstein-Teleskop. (Foto ©Jean-Marc Duyckaerts)

Dritter Innovationsgutschein an NRW-Wallonie Konsortium vergeben: Digitaler Zwilling für das Einstein-Teleskop

Die Vorbereitungen für die geplante Großforschungseinrichtung Einstein-Teleskop (ET) laufen auf Hochtouren und auch die regionale Wirtschaft wird erfolgreich in die Vorbereitung und technologische Entwicklung eingebunden. Eine weitere Innovationsprojektidee im Rahmen der grenzüberschreitenden Initiative ET2SMEs wird mit einem Gutschein über 50.000 Euro gefördert: Ein Konsortium aus dem Aachener Startup Terranigma Solutions GmbH und dem wallonischen Unternehmen Nirli SA arbeitet gemeinsam an der Entwicklung eines Level-of-Detail Algorithmus für die virtuelle Repräsentation von großen Einrichtungen wie beispielsweise dem Einstein-Teleskop. (Foto ©Jean-Marc Duyckaerts)


Foto ©Jean-Marc Duyckaerts - v. l.: Alexander G. Zimmerman, Thomas Morelle, Ludovic Wuidart, Antoine Desmaisieres, Simon Virgo, Annick Pierrad, Matthias Grosch, Ralf Meyer, Jean-Marc Duyckaerts

Die Vorbereitungen für die geplante Großforschungseinrichtung Einstein-Teleskop (ET) laufen auf Hochtouren und auch die regionale Wirtschaft wird erfolgreich in die Vorbereitung und technologische Entwicklung eingebunden.

Eine weitere Innovationsprojektidee im Rahmen der grenzüberschreitenden Initiative ET2SMEs wird mit einem Gutschein über 50.000€ gefördert: Ein Konsortium aus dem Aachener Startup Terranigma Solutions GmbH und dem wallonischen Unternehmen Nirli SA, Herve, arbeitet gemeinsam an der Entwicklung eines Level-of-Detail Algorithmus für die virtuelle Repräsentation von großen Einrichtungen wie beispielsweise dem Einstein-Teleskop.

Riesig, unterirdisch und extrem präzise

Die geplante Forschungseinrichtung ist ein Projekt der Superlative: In bis zu 300 Metern Tiefe entsteht ein Tunnelsystem in Form eines Dreiecks mit großen Kavernen für die Messinstrumente an den Eckpunkten. Die Seitenlänge von etwa 10 km macht die Anlage extrem groß. Gemessen werden in dieser Anlage Gravitationswellen. Dies geschieht über die minimale Krümmung des Raums in einer Größenordnung kleiner als der Durchmesser eines Atomkerns! Hier treffen also extreme Größenunterschiede aufeinander.

Um sowohl während der Konzeptionierung als auch dem späteren Betrieb den Überblick behalten zu können, ist ein sogenannter Digitaler Zwilling für das Einstein Teleskop in der Entwicklung. Der digitale Zwilling beschreibt eine vollständig digitalisierte und möglichst exakte Kopie der geplanten Anlage. Damit dieses Abbild bei den verschiedenen involvierten Größenordnungen auch immer einen passenden Grad an Details liefert, benötigt es einen sogenannte Level-of-Detail Algorithmus. Genau an diesem Algorithmus wird von dem KMU-Konsortium gemeinsam gearbeitet.

„Bereits heute werden digitale Zwillinge und Building Information Management (BIM) für große Bauprojekte verwendet und mit Augmented und Virtual Reality verknüpft. Wir glauben das hier noch viel Potential zu heben ist“, sagt Jean-Marc Duyckaerts von Nirli SA. Auch Simon Virgo von Terranigma Solutions GmbH sieht große Chancen in dem Projekt: „Sowohl wir als auch Nirli hatten sich schon unabhängig voneinander mit dem Problem der Detailabstufung beschäftigt. Wir haben also genau den richtigen Partner gefunden, mit dem wir nun gemeinsam diese Herausforderung angehen können.“

Kennengelernt haben sich die beiden Unternehmen durch ET2SMEs: Mit Unterstützung des Regionalpartners NMWP wurde eine erste Projektidee von Terranigma Solutions entwickelt, über ET2SMEs kommuniziert und ein erfolgreiches Matchmaking konnte initiiert werden. „Die entwickelte Technologie hat Anwendungspotential weit über das Einstein-Teleskop hinaus. Hier wird an einem wichtigen Bauteil für die weitere Digitalisierung gearbeitet.“, bewertet Matthias Grosch, Projektmanager von NMWP das Vorhaben. Hocherfreut über den dritten Gutschein mit Beteiligung eines KMUs aus der Aachener Region zeigte sich auch Ralf P. Meyer, AGIT, der die grenzüberschreitende Förderinitiative ET2MEs leitet und koordiniert.

Nächster Projektaufruf startet am 1. August 2022

ET2SMEs fördert weitere qualitätsvolle Forschungs- und Entwicklungsvorhaben rund um ET-relevante Technologien mit bis zu 50.000 Euro, die grenzüberschreitend von mindestens zwei KMU auf den Weg gebracht werden. Interessierte Unternehmen erhalten außerdem direkte Unterstützung bei der Erweiterung ihres Business-Netzwerkes in die Nachbarländer hinein, vor allem bei der Suche ihres geeigneten KMU-Partners. Gefragt sind insbesondere Vorhaben der industriellen Forschung und experimentellen Entwicklung in den ET-Betriebstechnologien Kryogenik, Vakuum, Feinmechanik/Mechatronik, Metrologie, Optik, Beschichtung von Spiegeln, Laser sowie fortschrittliche Steuerungsalgorithmen, darüber hinaus aufgrund der unterirdischen Anlage des Gravitationswellendetektors auch relevante Geologietechnologien (z. B. Bohrtechnik, Simulation, Modellierung, Hydrologie). Der nächste Projektaufruf beginnt am 1. August 2022.

Informationen und Antragsunterlagen unter: https://et2smes.eu/vouchers/


Hintergrundinfos

Das Einstein-Teleskop (ET) im Drei-Länder-Eck
Das ET ist ein einzigartiges Forschungsvorhaben von globaler Ausstrahlung, mit dem sich Europa weltweit an die Spitze einer neuen Forschungsdisziplin setzen wird: Das Gravitationswellen-Observatorium der neuesten, dritten Generation wird fundamental neue Erkenntnisse zur Entstehung des Universums sowie der Entwicklung von Galaxien, Sternen und schwarzen Löchern hervorbringen. Allein das Investment für diese Großforschungsanlage beträgt mindestens 1,7 Mrd. Euro, es entstehen 500 direkte sowie 1.150 indirekte Arbeitsplätze und für den Betrieb bis 2080 werden weitere 2 Mrd. Euro veranschlagt. Das Drei-Länder-Eck bewirbt sich neben Sardinien (IT) als letzte geeignete Region in Europa für den Standort dieser Einrichtung. Das Teleskop soll geologisch möglichst störungsfrei in einer Tiefe von ca. 300 m unter der Erdoberfläche errichtet werden und wird aus einem Dreieck von je 10 km langen Seiten bestehen. Mit einer finalen Standortentscheidung wird im Jahr 2025 gerechnet, eine Inbetriebnahme ist ab 2032 vorgesehen.

Die grenzüberschreitende Förderinitiative ET2SMEs
Sieben Wirtschaftsförderungs- und Innovationsagenturen aus der Euregio Maas-Rhein arbeiten in ET2SMEs eng zusammen: Das Konsortium steht unter der Leitung der AGIT mbH, Wirtschaftsförderung für die Region Aachen, aus NRW arbeitet ferner das Landescluster NanoMikroWerkstoffePhotonics, NMWP.NRW, aktiv mit. Von niederländischer Seite ist die LIOF, provinziale Wirtschaftsförderung, und von flämischer Seite vergleichbar die POM Limburg beteiligt. Aus der Wallonie wirken ITF ULiège, Technologietransferstelle der Universität Lüttich, das Aeronautik-Cluster SKYWIN sowie die Technologieagentur Sowalfin mit. Zu den assoziierten Partnern und Unterstützern zählen in NRW die RWTH Aachen und die ZENIT GmbH, Innovationsagentur des Landes, aus Rheinland-Pfalz außerdem die IHK Trier sowie die Kreiswirtschaftsförderungen sbp Bitburg-Prüm und WFG Vulkaneifel.

Das ET2SMEs-Projekt wird im Rahmen des Interreg V-A Euregio Maas-Rhein-Programms durchgeführt und mit 1,15 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Durch die Investition von EU-Mitteln in Interreg-Projekte investiert die Europäische Union direkt in wirtschaftliche Entwicklung, Innovation, territoriale Entwicklung, soziale Inklusion und Bildung in der Euregio Maas-Rhein. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen beteiligt sich mit 30% an der Finanzierung der nordrhein-westfälischen Partner an diesem Projekt.